Der 5150 war nun vorüber und nach einiger Zeit hatte ich ihn soweit reflektiert, dass mir klar wurde, es war nicht das letzte Mal. Aber 2018 war für mich trotzdem gelaufen. Ich fing an mir Gedanken um ein Rennen in 2019 zu machen. Erstmal stellte sich die Frage, wieder olympische Distanz oder doch etwas anderes. Olympisch hatte ich ja jetzt absolviert, also wollte ich mehr.
Auch nach den beiden Teilnahmen war mein Horizont noch sehr beschränkt und ohne mich groß nach Alternativen umzuschauen, entschied ich mich, wieder im Kraichgau zu starten, diesmal allerdings auf der Mitteldistanz, also 1,9 km schwimmen, 90 km Rad fahren und dann einen Halbmarathon von 21 km. Zum Zeitpunkt der Anmeldung war mir eigentlich auch klar, dass ich dieses Mal nicht so durchkommen könnte, wie noch beim 5150. Also hab ich mich tatsächlich etwas mehr ans Training gemacht. Die Betonung liegt allerdings auf „etwas“.
Im Winter war ich vermehrt laufen und im Frühjahr auch öfter mit dem Mountainbike unterwegs. Von einem strukturierten Training oder Schwimm-Einheiten war hier nicht die Rede. Aber im Vergleich zum Vorjahr habe ich schon mehr Aufwand betrieben. Auch habe ich jetzt langsam mal angefangen, mir eigenes Equipment zu besorgen. So hab ich mir dann auch meinen ersten eigenen Triathlon-Einteiler gegönnt und auch noch einen günstigen Neopren zum Schwimmen, aber dazu später noch mehr. Für ein eigenes Rennrad hat es da noch nicht gereicht, aber ich konnte zum Glück nochmal das Rad meines Onkels leihen und damit auch schon noch einige Touren machen. Allerdings war auch in dieser „Vorbereitung“ keine Tour länger als 35 km und kein Lauf länger als 10 km.
Im Gegensatz zum 5150 mussten diesmal die Räder schon Samstags eingecheckt werden. Am Abend davor feierte ein guter Freund von mir seinen 30. Geburtstag und ich hab es geschafft, ganz eisern früh heim zu gehen und nichts zu trinken. Zum Glück hab ich das gemacht, muss ich jetzt im nachhinein sagen. Am Morgen machte ich mich schon früh auf den Weg zu meinem Onkel, der auch dieses Mal zusammen mit mir antreten wollte. Von dort aus fuhren wir gemeinsam zum Veranstaltungsgelände. Nach der Anmeldung und dem Checking der Räder gingen wir noch eine kleine Runde über die Expo und macht uns dann auf den Rückweg. Diesmal übernachtete ich auch bei meiner Familie. Wir gingen früh schlafen, damit wir am nächsten Tag auch fit sein würden.
Dann war es soweit, der „große“ Tag war da. Zusammen machten wir uns fertig und ich bereitete mich auf mein erstes Schwimmen im Neo vor. Ich weiß jetzt, teste nie was neues am Wettkampftag, aber damals war ich noch unwissend. Wie im Jahr davor gab es auch wieder einen Rolling-Start und ich ordnete mich wieder weiter hinten ein. Und dann ging es los! Und was soll ich sagen, gleiches Schema wie im Vorjahr. Aber ohne Schwimmtraining war das ja auch zu erwarten. Schon während des letzten paar hundert Metern merkte ich aber, dass mein Neo an manchen Stellen zu scheuern begonnen hatte. Doch dass Adrenalin trug mich noch darüber hinweg. Ich war froh, als ich die 1,9 km endlich hinter mich gebracht hatte. Diesmal brauchte ich XXX. Schnell raus aus dem Wasser, ab zur Wechselzone und endlich weg mit dem Neopren. Den Einteiler trug ich schon darunter. Schuhe an, Helm auf und schnell los mit der Rad-Etappe.
Die ersten 15 km der Radstrecke waren die gleichen wie bei der olympischen Distanz, diese kannte ich schon und nutze sie um mich etwas zu verpflegen. Aber wo es im Jahr davor schon fast wieder zurück ging, stand jetzt noch ein großer „Umweg“ an. Kurz darauf hatte ich noch eine kurze Begegnung mit den Profis, beziehungsweise mit dem Profi, welcher mir ca. bei Kilometer 25 entgegen kam. Jan Frodeno, welcher an diesem Tag das Rennen auch gewann, war etwa 40 km weiter als ich und mit einem Pulk von Motorräder schoss er an mir vorbei. Die Strecke im Kraichgau ist wunderschön, aber vom Profil her sehr hüglig. Dies war meine erste Tour in einer solchen Länge und als knapp 10 km vorm Schluss noch einmal die Steigung vor Tiefenbach anstand, dachte ich kurz: „Das war es für heute!“ Aber ich konnte mich den Anstieg noch irgendwie hochquälen und schaffte dann auch die Radstrecke.
Radstrecke auch überlebt. Nun ging es an den ersten Halbmarathon meines Lebens. Kurz muss ich noch erwähnen, dass wir an dem Sonntag hochsommerliches Wetter mit über 30° C hatten. In meinem Wechselbeutel hatte ich mir deshalb extra nochmal Sonnencreme getan, welche ich dann auch für den Lauf nochmal neu auftragen wollte. Doch schon bei der ersten Berührung brannte es höllisch im Nackenbereich. Ich hatte mir da noch nicht so viel gedacht und man sieht sich ja schlecht selbst in den Nacken, aber später zeigte sich dann, dass der „günstige“ Neopren mir den Nackenbereich soweit aufgescheuert hatte, dass ich noch über Wochen Spaß damit haben würde. Aber zurück zum Lauf. Diesmal ging es über drei Runden á sieben Kilometer. Die erste Runde konnte ich tatsächlich auch noch wirklich halbwegs laufend meistern, doch in Runde zwei und vor allem drei machte sich dann meine Vorbereitung so richtig bezahlt.
Ich schleppte mich so halb laufend, halb gehend über die verbleibenden 14 km war auch wirklich froh, endlich auf die Zielgerade einlaufen zu können. Völlig fertig mit der Welt und allem anderen überquerte ich dann die Ziellinie und beendete meine erste Mitteldistanz mit der atemberaubenden Zeit von 7 Stunden, 30 Minuten und 36 Sekunden.
Trotz allem war ich stolz auf mich, meine erste Mitteldistanz finishen zu können und in mir war nun wirklich das Feuer entfacht. Diese Zeit konnte ich so nicht lange stehen lassen (am Ende waren es doch über zwei Jahre, dazu aber später mehr). Zum Abschluss dieses Beitrags würde ich gern noch meine Learnings aus diesem Tag zusammenfassen:
- Teste deinen Neopren auf jeden Fall vorm Wettbewerb
- Creme dich an sonnenreichen Tagen gut ein (den Abdruck des Sonnenbrandes hat mich noch ein gutes Jahr begleitet)
- Trainier strukturierter
Soviel zum Ironman 70.3 Kraichgau 2019. In dem Jahr habe ich noch einen Triathlon absolviert, aber dazu mehr im nächsten Eintrag.
Bis dann!
Nic