Erste Mitteldistanz absolviert, was nun? Wirklich zufrieden mit meinem Ergebnis war ich nicht. Das muss auf jeden Fall noch besser werden. Aber erstmal standen nun andere Themen auf dem Plan. Am Tag vom Kraichgau bekamen wir auch unseren Familienzuwachs. Während ich mich noch am erholen und dann vielleicht langsam auf dem Weg zur Dusche war, holte meine damalige Freundin (heute Frau) Michelle unseren kleinen Welpen ab. Und mit dem 8 Wochen alten Welpen war auch erst einmal nicht mehr an wirkliches Training neben der Arbeit zu denken.
Nun drehte sich erstmal unser Leben nur noch um den kleinen Hund. Erziehung und Stubenreinheit benötigen sehr viel Aufmerksamkeit und wer möchte schon ständig Urin in der Wohnung stehen haben.
Aber ich machte mir doch schon nochmal Gedanken um den Triathlon. Mehr durch Zufall stieß ich dabei auf den Bostalsee-Triathlon, welcher tatsächlich bei mir in der Nähe statt finden sollte. Dort gab es, ähnlich wie im Kraichgau, auch wieder zwei unterschiedliche Distanzen. Eine olympische und eine „verkürzte“ Mitteldistanz.
Nach meine unschlagbaren Zeit vom Kraichgau und meinem seither überwältigenden Training traute ich mir für den September nur die olympische Distanz zu und meldete mich dafür auch an.
Mit nun wieder einem Ziel vor Augen machte ich mich langsam wieder ans Training. Inzwischen war es Mitte Juli, der Triathlon fand Anfang September statt, also war auch nicht mehr viel Zeit. Doch diesmal gab es einige Veränderungen zu allen vorangegangen Triathlons. Zum ersten Mal begann ich auch etwas mehr Geld (neben den Anmeldegebühren) zu investieren. Meine erste Anschaffung war eine ordentliche Sportuhr, um besser mein Training überwachen zu können. Dabei fiel die Entscheidung auf eine Garmin Forerunner 735xt, welche auch seither mein steter Begleiter ist.
Außerdem entschied ich mich dazu, mein Motorrad zu verkaufen, weil ich es schon seit längerem auch nicht mehr bewegt hatte. Vom dem Geld, welches ich für die Suzuki bekommen hatte, habe ich mir dann auch mein erstes eigenes Rennrad gekauft.
Jetzt endlich gab es keine Ausreden mehr für mein Training. Mit Hilfe der Uhr konnte ich meine Herz-Zonen bestimmen und damit zielgerichteter das Laufen trainieren, als ich es jemals vorher getan hatte. Und mit meinem Carbon-Rad konnte ich nun auch unsere Straßen abklappern. Beides habe ich dann auch konsequent durchgezogen.
Vor der Radstrecke am Bostalsee hatte ich großen Respekt, deshalb auch vor allem die Meldung für olympisch. Zum Glück gibt es aber auch direkt vor der Haustür einige Steigungen, welche ich dann auch immer wieder hoch und runter gefahren bin. Kurz vorm Rennen gab es dann auch noch einen neuen Einteiler, diesmal gesponsert von meinem Onkel.
Am Renntag erwartete mich zum ersten mal an einem Wettkampf kein Sonnenschein. Wetterprognosen waren eher so auf Regen, Wind und mit viel Glück kürzere, trockene Phasen. Die Temperaturen waren auch nicht so toll, was in dem Sommer ja etwas ungewöhnliches war. Die meisten Athleten begannen das Rennen im Neopren-Anzug. Allerdings besaß ich keinen Neo mehr. Den vom Kraichgau habe ich nach meinen extremen Schürfwunden wieder zurückgegeben und mir aber keinen neuen besorgt. Zum Glück war das Wasser aber noch warm genug, dass keine Neopren-Pflicht bestand und ich im Einteiler starten konnte. Während des Sommers hatte ich einige Bahnen bei uns im Freibad zurück gelegt, was sich jetzt im Wasser bemerkbar machte. Zum ersten Mal kam ich aus dem Wasser und war nicht schon sichtlich erschöpft. Einziges Manko bei der ersten Disziplin war, dass ich kurz die Orientierung verloren hatte und deshalb einen weiteren Bogen geschwommen bin. Auf der Uhr standen am Ende 1700 Meter anstatt der eigentlichen 1500.
Weiter ging es dann auf dem Rad. Wie schon erwähnt, gab es auf der Strecke einiges an Höhenmetern zurückzulegen. Nach meinem Training in den letzten Wochen lief die Tour aber sehr zufriedenstellend. Sehr froh war ich auch, dass es bisher trocken geblieben war, da ich ja noch nicht der sicherste Fahrer auf dem Rennrad war und mir eine nasse Strecke eher weniger zugesagt hätte. Doch Petrus war uns an dem Tag freundlich gesonnen. Meine Beine waren echt gut drauf und so konnte ich die knapp 40 Kilometer in 1:21:16 bewältigen. Bis ich in die Wechselzone gerollt bin lief beim Radfahren also wirklich alles wie geplant. Doch hier nun machte ich einen großen Fehler. Ich hing mein Rad an die Stange, Helm ab, Radschuhe aus und wollte schon in meine Laufschuhe schlüpfen, als ich feststellte, diese sind gar nicht mehr da. „Mist, was den jetzt los? Hat mir tatsächlich hier jemand mein Zeug geklaut?“ Vollkommen verwirrt schaute ich mich rum, bis mir dann der Gedanke kam, nochmal auf meine Startnummer auf dem Rücken zu schauen…
Im Eifer des Gefechts hatte ich diese nicht mehr richtig im Kopf, so kam es zu einem Zahlendreher. Ich stand am falschen Platz! Also schnell alles geschnappt und weiter zu meinem eigentlichen Platz. Auf dem Weg dahin hielt mich dann aber einer der Schiedsrichter auf. Dadurch, dass ich meinen Helm vorher ja schon ans Rad gehangen hatte, hab ich mir den jetzt einfach nur schnell auf den Kopf geworfen. Eigentlich darf man den Helm ja erst am Platz öffnen, doch meiner war dies ja nun schon auf dem Fußweg. Zum Glück konnte ich dem Schiedsrichter schildern, was passiert war, und er drückte nochmal ein Auge zu, ich durfte ohne Strafe weiter.
Endlich am richtigen Platz angekommen, wechselte ich nun hektisch in die Laufschuhe und machte mich auf die zehn Kilometer am See entlang.
Mein Ziel für den Wettkampf war es, unter drei Stunden abzuschließen. Nun auf der Laufstrecke hatte ich dazu noch knapp 55 Minuten Zeit. Nach den Läufen der letzten Wochen wusste ich, dass ich das schaffen konnte. Also versuchte ich mich gerade am Anfang zurück zu halten. Die Strecke war bis auf zwei ganz kleine Anstiege komplett flach und man musste zwei Runden absolvieren. Nachdem ich die ersten fünf Kilometer überstanden hatte, wusste ich, dass mein Ziel erreichbar war. Weiterhin blieb ich ruhig und hielt mein Tempo bis auf die letzten anderthalb Kilometer, dann hieß es: „Gib nochmal alles!“
Mit einer Zeit von 50:47 für den Lauf erreichte ich das Ziel und konnte meine Bestzeit für die olympische Distanz auf 2:55:11 herunter schrauben. Mein Ziel für den Tag war erreicht, ich war völlig zufrieden. Triathlon war nun wirklich zu „meinem“ Sport geworden.
In den Wochen nach dem Triathlon machte ich auch schon Pläne für das nächste Jahr, war hoch motiviert und setzte mein Training auch stetig fort. Aber was dann im nächsten Jahr auf uns zukam, damit hat vorher wohl niemand gerechnet.
Mehr dazu kommt dann im nächsten Beitrag!
Gerne würde ich hier noch anmerken, dass der Bostalsee-Triathlon auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Ob nun als Teilnehmer oder auch als Zuschauer. Für das Jahr 2022 ist er auch wieder geplant, nähere Informationen findet ihr hier: https://www.topracegermany.de/
Bis zum nächsten Mal!
Nic
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